Leben mit Diabetes
Der Alltag mit Diabetes bringt viele Herausforderungen mit sich und verlangt ein hohes Maß an Selbstdisziplin von den Betroffenen. Neben täglichen Blutzuckerkontrollen spielt die Ernährung und sportliche Betätigung eine große Rolle im Leben von Diabetes-Patienten. Im Vergleich zu einem gesunden Menschen bedeutet dies nicht nur eine Umstellung des Alltags, sondern auch eine neue Sichtweise auf Gesundheit und Wohlbefinden.
In diesem Beitrag geben wir dir einen Überblick, inwiefern sich das Leben mit dieser chronischen Erkrankung verändert und was Ernährung, Sport und Lifestyle-Produkte mit deinem Diabetes zu tun haben. Außerdem zeigen wir auf, warum die Diabetes-Community so wertvoll ist und an was man beim Verreisen mit Diabetes denken sollte.
Die ständige Balance: Blutzuckerkontrolle und Insulinmanagement
Nach der lebensverändernden Diagnose müssen Menschen mit Diabetes regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren. Dies erfordert häufige Blutzuckermessungen am Tag. Das ist wohl die einschneidendste Veränderung im Leben der Betroffenen. Zwar hat die (Weiter-)Entwicklung von Continuous-Glucose-Monitoring-Systemen (kurz: CGM-Systeme) diese Routine für viele erleichtert, dennoch brauchen diabetes-erkrankte Menschen ein fundiertes Wissen über ihren Körper, ihre Krankheit und deren Therapie. Nur so können die technologisch gelieferten Daten verstanden und auf deren Basis schnelle Entscheidungen getroffen werden. Dieses Wissen erlangen Diabetes-Patienten in der Regel von ihrer betreuenden Ärztin oder ihrem betreuenden Arzt. Auch auf einer entsprechenden Reha wird dieses Wissen vermittelt. Gleichzeitig erfordert die Insulintherapie ein gewisses Maß an Eigeninitiative, sodass man neue Insulinpumpen und -systeme, wie zum Beispiel der Omnipod 5, im Blick behält.
Doch mit der Blutzuckermessung allein ist es nicht getan. Je nachdem, welcher Typ von Diabetes diagnostiziert wurde, kann es notwendig sein, Medikamente einzunehmen oder Insulin zu injizieren. Welche verschiedenen Arten von Diabetes es gibt, haben wir dir im Überblicks-Artikel „Verschiedene Diabetes-Typen“ zusammengefasst.
Neben Spritzen und Pens sind Insulinpumpen eine bewährte Therapieform. Welche Pumpe sich zur Behandlung des Diabetes Typ 1 am besten eignet, legt die betroffene Person zusammen mit seiner Diabetologin/seinem Diabetologe fest. In der Regel werden die Pumpen am Körper fixiert. Über eine kleine Kanüle geben diese Pumpen bei Bedarf Insulin ab. Mithilfe dieser Insulinpumpen können Diabetes-Patienten ihren Alltag etwas flexibler gestalten, da – je nach Art von Pumpe und System – die Technologie die Dosierung übernimmt. CGM-Fixierungen und dekorative Sticker für Insulinpumpen dienen nicht nur der praktischen Befestigung und Individualisierung deines Diabetes-Managements. Vielmehr tragen sie dazu bei, den Alltag mit Diabetes sorgenfreier zu gestalten und die Akzeptanz des Umgangs mit dieser Erkrankung – besonders bei Kindern und Jugendlichen – zu erhöhen.
Ernährung bei Diabetes: Wenn Essen dein Leben bestimmt
Gleichzeitig hat die Ernährung einen erheblichen Einfluss auf den Insulinbedarf von Diabetikern. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, Gemüse und gesunden Fetten ist, wird oft empfohlen. Die Herausforderung besteht darin, diese Ernährungsweise in den Alltag zu integrieren, ohne dass sie zur Belastung wird. So spielt Zeitpunkt und Art der Nahrungsaufnahme eine große Rolle im Tagesablauf. Mahlzeiten müssen sorgfältig geplant werden, um Blutzuckerspitzen und -abfälle zu vermeiden. Dies bedeutet nicht nur, auf den Zuckergehalt zu achten, sondern auch die Aufnahme von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen im Auge zu behalten. Eine Empfehlung lautet, dass eine Mahlzeit aus etwa 45 bis 60 Prozent Kohlenhydrate, ca, 25 bis 35 Prozent Fett und 10 bis 20 Prozent Eiweiß besteht. Dieses Verhältnis dient als Richtwert für Diabetiker und bietet so eine erste Orientierung bei der Planung von Mahlzeiten.
Bewegung bei Diabetes: Ein doppelschneidiges Schwert
Körperliche Aktivität ist ein weiterer wichtiger Faktor im Management von Diabetes. Regelmäßige Bewegung
kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken und das Risiko für Begleiterkrankungen zu reduzieren.
Allerdings kann Sport auch zu unerwarteten Schwankungen des Blutzuckers führen, was eine genaue Planung und Überwachung erforderlich macht. Menschen mit Diabetes müssen lernen, wie ihr Körper auf verschiedene Arten von Aktivitäten reagiert und wie sie ihre Insulindosis oder Kohlenhydrataufnahme entsprechend anpassen können.
Das möchten wir am folgenden Beispiel verdeutlichen:
Eine Person mit Diabetes besucht montags abends um 18 Uhr einen Sportkurs. Ab circa 16 Uhr gehen deshalb schon die Vorbereitungen los: Sie überprüft den Blutzucker, und leitet gegebenenfalls jetzt schon Maßnahmen ein, wie beispielsweise etwas zu essen. Zudem schaltet sie an ihrer Insulinpumpe den Aktvitätsmodus ein und richtet ihre Sporttasche. In dieser dürfen Traubenzucker oder anderer schnell wirkender Zucker in Form von Softdrinks nicht fehlen. Während des Sportkurses überwacht die Personen ebenfalls ihren Blutzuckerspiegel. Bei Spitzen oder Senkungen sollte die Sporteinheit pausiert werden. Fällt der Blutzucker in einen kritischen Bereich, sollte der Kurs sofort abgebrochen und entsprechend gehandelt werden. Erst Traubenzucker, dann Messen, dann warten und nach 15 Minuten nochmal messen. Jetzt eine Banane griffbereit zu haben, kann hilfreich sein. Hierbei ist es wichtig, seinen Körper genau zu kennen.
Psychosoziale Aspekte: Leben mit einer chronischen Krankheit
Diabetes betrifft nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Die ständige Sorge um den Blutzuckerspiegel, die Angst vor möglichen Komplikationen und die täglichen Managementaufgaben können zur psychischer Belastung werden. Hinzu kommt der soziale Aspekt: Viele Menschen mit Diabetes stoßen auf Unverständnis in ihrem Umfeld oder fühlen sich eingeschränkt in ihrem sozialen Leben. Das liegt auch daran, dass sie in ihrem Freundes- und Familienkreis die einzigen sind, die von Diabetes betroffen sind. Unwissenheit der nicht diabetes-erkrankten Menschen sorgt dafür, dass man gerade auch in jungen Jahren seine Erkrankung versteckt, statt offen mit ihr umzugehen. Dies kann zur Folge haben, dass man auch seine Insulinzufuhr vernachlässigt – so sehr, dass es zu gefährlichen Folgeerkrankungen wie bei Jasmin kommen kann. Sie litt Jahre lang unter Diabulimie. Ihre persönliche Geschichte ist ein Mahnmal für junge Diabetiker.
In solchen Fällen kann das Wissen helfen, dass es mittlerweile eine große, nationale wie internationale Diabetes-Community gibt: Neben Selbsthilfegruppen (z.B. die Diabetes-Kids), Blogs oder Social Media Profilen gibt es verschiedene regionale Veranstaltungen, zum Beispiel von der Deutschen Diabetes Hilfe, bei denen man Netzwerken oder Informationen austauschen kann. Gerade diese Gemeinschaft stärkt den eigenen Umgang mit Diabetes und gibt den Betroffenen Mut, offen mit der Erkrankung umzugehen.
Reisen mit Diabetes: Vorbereitung ist alles
Auch das Verreisen mit Diabetes gehört zu einem bunten Leben dazu. Eine gute Planung für einen stressfreien Urlaub ist daher ausschlaggebend. Denn neben Bikini, Sonnencreme und Flipflops dürfen Insulin, Blutzuckermessgerät und Co. nicht fehlen. Daher raten wir dir, vor Reiseantritt mit deinem Arzt zu besprechen, wohin die Reise geht und wie lange du unterwegs sein wirst. Das hilft ihm zu entscheiden, welche Mengen du an Medikamenten und dem nötigen Zubehör brauchst.
Egal, ob mit Auto, der Bahn oder dem Flugzeug: Insulin und andere wichtige Medikamente sollten immer gekühlt mitgeführt werden. Eine kleine Kühltasche, ein Behälter aus Styropor oder eine Edelstahl-Thermoskanne eignen sich dafür ideal.
Denke außerdem daran: Du machst Urlaub, dein Diabetes nicht. Deshalb solltest du deinen Tagesrhythmus so beibehalten wie zuhause. Da dein Blutzucker auf Temperaturschwankungen, ungewöhnliche körperliche Betätigung, Ernährungsumstellung oder Zeitverschiebung reagieren kann, solltest du ihn regelmäßig überprüfen. Weitere Tipps zum Reisen mit Diabetes sowie eine Urlaubs-Checkliste findest du in unserer Diabetes-Welt.